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Freitag, 23. November 2012

Karriere in der dritten Welt


Du bist sehr beschäftigt und hast keine Zeit.
Alles Unwesentlich sagst Du.
Jetzt aber störe Ich dich. Ich will dich provozieren.
Komm mit, Ich will dir den Weg der Ignoranz zeigen.

Unbequem sagst Du, aber schau hin sage Ich.
Siehst du dort im Staub am Straßenrand den Säugling liegen?
Dort liegt Er jeden Tag. Von morgens bis abends.
Siehe - seine Eltern schleppen Steine, sie müssen doch das Haus des reichen Mannes fertig bauen.

Es ist völlig in Ordnung, dass Du darüber schimpfst, dass dein Dachdecker zehn Minuten zu spät kommt, schließlich wird er ja für seine Arbeit bezahlt.

Siehe - die kurzen Momente der Pause in denen die Mutter sich ihrem Kind zuwendet.
Was geschieht mit der Liebe der Mutter? Sie sieht ihr Kind traurig an, kann aber den Hunger nicht stillen.
Und das Haus muss ja doch fertig werden.

Unangenehme Situation sagst Du, aber schau hin sage Ich.
Sieh mal, die Alte runzelige Frau, wie sie auf die Mutter zugeht. Hörst Du das Klimpern der Rupien in dem kleinen Beutel?
Die Mutter hört es.
Siehe - die Alte trägt den Säugling weg.
Verraten. Verkauft. Ein Menschenleben. Was war der Preis?
Schau hin, wie die Mutter das Geld zählt.
Siehe - ihr versteinertes Gesicht dabei.

Kein Problem dass Du dir gestern ein zweites Sparbuch angelegt hast.
Man braucht ja Altersrücklagen.


Warum beginnst Du zu schwitzen? Komm und schau.
Siehst du das kleine fünfjährige Mädchen? Schau wie gut sie betteln kann.
Ihr niedliches Gesichtchen erwärmt das Herz der Touristen.
Wie gekonnt Sie lächelt.
Aber siehe auch den leeren Blick.
Schau hin, wie sie geschlagen wird, weil der Beutel nur halb gefüllt ist. Welche Mühe sie den ganzen Tag auf der Straße hatte.
Wieder straft der leere Magen sie. Wieder strafen die schmerzenden Wunden sie.

Es ist schon in Ordnung was du alles wegwirfst, keiner schaust nach den Lebensmitteln in deiner Mülltonne, um zu sehen was dir mal wieder nicht geschmeckt hat.

Warum wandert dein Blick auf den Boden - komm schau wie Ich das Kind nach seinen Träumen frage.
Siehe auf ihr Gesicht wenn sie mir sagt, dass sie nur den Traum hat einmal zur Schule gehen zu dürfen. Wie bescheiden das doch klingt.
Siehst Du auch, dass das kleine Mädchen niemals auch nur in die Nähe einer Schule kommt?

Du brauchst dich nicht dafür zu schämen dass du oft keine Lust hattest zur Schule zu gehen. Von den ganzen geschwänzten Schultagen deiner Jugend weiß doch sowieso kaum einer.
Du hättest ja doch nicht mit dem Mädchen tauschen wollen.


Jetzt beginne nicht rumzudrucksen - schau hin sage Ich.
Siehst Du an der Ecke die junge Frau um die sechzehn. Hübsch ist sie immer noch.
Schau, wieder geht sie mit einem Mann in das Haus. Und wenn Sie nach einer Stunde dann hinaus kommt ist der nächste Teil ihres Herzens gebrochen. Zerstört
Siehe - das ist ihr Tag.
Dabei wollte Sie doch nur zur Schule gehen.
Wieder verraten und verkauft.

Ach hinterfrage dich doch nicht weil Du zum zehnten Mal deinen Partner gewechselt hast. Was sind den schon Werte, wenn es um das Vergnügen geht.
Für die Würde der jungen Frau an der Ecke ändert es ja doch nichts.


Warum willst Du weg? Schau ruhig noch ein wenig zu.
Siehst Du die Kranke dahinten im Staub liegen? Alle gehen an ihr vorbei. Siehe wie kraftlos sie ihren Arm hebt und um Hilfe bittet.
Schau dir den reichen Mann an der dahinten kommt.
Er tritt sie zur Seite und geht vorüber.
Ist es nicht einer von denen, die mit ihr damals ins Haus gingen?
Siehe - sie erhält keine Medikamente zur Linderung. Sie trägt den Schmerz.
Was soll Sie auch anderes tun?
Schau - der HIV saugt ihr langsam den Atem aus.

Du brauchst dich nicht zu übergeben - Du kannst doch nichts dafür dass Du mal wieder über die Beiträge deiner Pflichtkrankenversicherung klagst.

Du sagst, ich habe genug gesehen -
Ich sage Du hast erst genug gesehen, wenn Du verstehst, dass auch Du für das Leben des Säuglings mitverantwortlich bist.
Nicht erst am Grab einer unbekannten armen Frau.
Du sagst Du willst wegsehen -
Ich sage Du musst solange hinsehen, bis Du verstehst dass Du was tun musst!

Und Du kannst was tun!

2 Kommentare:

  1. Sehr ergreifend - wahre Worte.
    Machen mich irgendwie grade sprachlos, würde dir gerne mehr schreiben, aber ich muss das erstmal schlucken.

    Liebste Grüße <3

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  2. Es sind harte Worte, dass gebe Ich zu - allerdings auch gerechtfertigt. Ich frage mich manchmal wie sehr wir uns in unserer Gesellschaft noch mit der globalen Armut beschäftigen.
    Klar, niemand kann die Welt retten und sich um alles und jeden kümmern. Aber mit offenen Augen durch die Welt gehen, geht immer.

    Vielen lieben Dank für Dein Feedback!

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