Free Translation Widget

Montag, 22. August 2011

Der Fisch im Glas

"So spricht der Herr: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums; sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er mich wisse und kenne, dass ich der Herr bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der Herr (Jeremia 9, 22 + 23)"

Meine Frage: Wer von Euch kennt Gott?
Ich möchte jetzt niemandem ein Bekenntnis aus der Nase ziehen, ob er an Gott glaubt oder nicht. Vielmehr möchte ich fragen, wenn, worin sich in unserem Leben zeigt, dass wir Gott kennen.
Was ist der Grund/das Fundament für unsere Leben?
Auf wen oder was verlassen wir uns?
Vielleicht sind einige von euch erfolgreich im Beruf, in der Schule beim Studium. Oder herausragend in einer bestimmten Sportart. Andere sind vielleicht besonders kreativ.
Ist ja alles auch nicht verwerflich.
In dem Text oben spricht Gott zu Jeremia: "Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums…"
Worauf will Gott hier hinaus?
Das Volk Israel, hatte damals alles andere als Vertrauen auf Gott. Sie vertrauten anderen Göttern, wiegten sich in Sicherheit, wenn sie nur im Jerusalemer Tempel anbeteten & opferten, rühmten sich ihrer eigenen Werke und sahen über soziale Missstände hinweg (bzw. verschlimmerten diese noch). Jetzt diese klaren Worte von Gott.
Ist es nicht manchmal auch in unserem Leben so, dass wir uns auf alles andere verlassen als auf Gott?
Ich weiß doch was ich kann.
Ich weiß doch was ich habe.
Wofür dann noch Gott?
Ja, theoretisch gehört er zu meinem Leben dazu, aber praktisch bräuchte ich ihn nicht. Ich kann doch selber denken. Ich kann doch selber arbeiten. Ich habe ein Bett, einen Computer, leckeres Essen auf dem Tisch, gute Ergebnisse am Bibs usw.
Aber habe ich mich vielleicht schon mal gefragt, ob das wirklich mein Verdienst ist?
Wenn ich mich ehrlich frage, muss ich sagen nein.
Es ist definitiv nicht mein Verdienst, dass ich nicht in Somalia geboren bin, wo tagtäglich tausende Menschen einen Hungertod sterben. Es ist reine Gnade. Denn wenn ich davon ausgehen würde, dass dieses Privileg in Deutschland geboren zu sein, in einem Sozialstaat zu leben und freie Bildung genießen zu können, mein Verdienst wäre, müsste ich auch davon ausgehen, dass es ebenso auch der Verdienst des verhungerten Kindes in Afrika wäre, dass es in einem Entwicklungshilfeland geboren wurde, Krankenkassen nicht kennt und nie zur Schule gehen durfte. Aber meint Ihr wirklich, dass Kind hätte sich das so ausgesucht, wenn es die Konsequenzen gewusst hätte?

Ich möchte niemandem ein schlechtes Gewissen machen. Ich möchte uns nur ermutigen dankbar für die Dinge um uns rum zu sein. Wenn wir sie als Gnade annehmen, fällt es uns auch leichter Gott einen größeren Stellenwert in unserem Leben zu geben.
Was machen wir, wenn wir auf einmal arbeitslos werden und der berufliche Erfolg ausbleibt? Was wenn wir uns die Beine brechen und kein Sport mehr betreiben können? Was wenn unser ganzes Lebenshaus durch einen unvorhergesehenen Schicksalsschlag zusammenbricht? Welcher Dinge rühmen wir uns dann? Auf was verlassen wir uns dann noch? Gott sagt: "…wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er mich wisse und kenne, dass ich der Herr bin…"
Gott bleibt, das ist eine unveränderliche Aussage. Gott zu kennen, uns auf Ihn zu verlassen, gibt unserem Leben eine andere Sicherheit. Das heißt nicht, dass immer alles glatt läuft, aber wir haben einen Punkt in unserem Leben, der stetig ist. Und das gibt Halt, Kraft und in gewissen Situationen auch Trost.

Es ist ein Geschenk zu wissen, was wir haben, was wir können und worin wir gut sind. Das dürfen wir auch kommunizieren. Aber wir dürfen Gott dabei nicht in den Schatten stellen.
Eine anderere Frage diesbezüglich ist noch, ob es vielleicht sogar sein könnte, dass diese Dinge nicht nur uns selber zu Gute kommen sollen?
Gut, ich habe was. Das ist "mein" Eigentum.
Gut, ich kann was. Das ist "meine" Leistung.
Aber was ist mit meinem Nächsten?
Könnte der vielleicht auch noch eine kleine Rolle in meinem Leben spielen? Ich meine mit Nächsten nicht nur den Partner, wenn man durch die rosarote Brille blickt, sondern den Menschen der mir gerade gegenüber steht.
Und sei es das Kind aus der Nachbarschaft, oder der Alkoholiker auf dem Marktplatz. Es geht nicht darum, dass ich die ganze Welt rette, aber genau darum wie ich meinem Nächsten begegne.
Und ob ich nicht sogar Zeit zu verschenken habe, die das Leben anderer bereichert.

Nächstenliebe, ist ein Ausdruck dessen, Gott zu kennen!

Wie komme ich darauf?

In Vers 23 oben im Text spricht Gott weiter: "…sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er mich wisse und kenne, dass ich der Herr bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir…"
Gott selber ist es, der hier von Barmherzigkeit spricht, mehr noch, er betont sein Gefallen daran. Vorher der Auftrag sich damit zu rühmen ihn zu kennen, jetzt sein Gefallen an der Barmherzigkeit und dem Recht üben.
Beides in einem Satz. Unweigerlich hängt es hier miteinander zusammen. Nicht zu trennen.
In der Zeit, in der Jeremia von Gott beauftragt war, diese Worte an das Volk Israel weiterzugeben, haben wenige sich um ihren Nächsten gekümmert. Die Reichen wurden immer reicher, die Armen immer Ärmer. Um die Witwen und Waisen hat sich niemand gekümmert und wer krank oder in Not war, wurde alleine gelassen.
Genau in diese Situation spricht Gott, er findet sich nicht damit ab: "…sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er mich wisse und kenne, dass ich der Herr bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir…"

Es gibt verschiedene Bereiche, wo auch wir uns nicht abfinden müssen. Z.B soziale Ungerechtigkeit oder auch globale Armut.
Interessiere ich mich überhaupt dafür?

Und was ist mit den kleinen Dingen des Alltags?


Es gibt mehr, als sich den Fisch im Glas nur anzuschauen.
Es ist nicht weniger Wert, die Menschen anzulächeln, denen ich im Hausflur begegne, als Fünfzig Euro zu spenden an eine Hilfsorganisation.
Es ist nicht weniger Wert, einem Menschen aus dem Altersheim einen Spaziergang in Begleitung gegen seine Einsamkeit zu ermöglichen, als ein neues Altersheim zu bauen.
Es ist nicht weniger Wert, dem Obdachlosen freundlich eine Tasse Kaffee zu schenken, als dem Obdachlosenheim eine Tüte voll Essen zu bringen.
Mit kleinen Dingen, können wir einen Anfang machen.
Mutter Teresa hat einmal gesagt:
"Wenn du nicht hundert Menschen lieben kannst, dann liebe einen."
Wir müssen gar nicht immer nach dem Größten streben…und wenn wir es tun, ist das auch okay. Aber es reicht, damit zu beginnen, was vor unserer Haustür liegt.
Was heißt denn Barmherzigkeit? Heißt es nicht auch den fremden, vielleicht eigenartigen Menschen liebevoll anzuschauen? Den, der mir unangenehm erscheint und nicht in mein Milieu passt?
Natürlich ist es bequemer, sich in sich selber zu suhlen, aber so hat Gott das nicht gemeint.

Ich wünsche mir und ebenfalls euch den Mut, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und Handelnde zu sein...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen